Führungen zum Bismarckdenkmal am Tag des Offenen Denkmals 2023 

Am Tag des offenen Denkmals 2023 bestand die Möglichkeit, im Rahmen von Führungen den ehemaligen Luftschutzbunker im Sockel des Bismarckdenkmals zu besichtigen.
Nachdem das Denkmal saniert worden ist, waren erstmals solche Führungen möglich.
Christoph Schwarzkopf, der als Mitarbeiter das Denkmalschutzamtes die Sanierung des Bismarckdenkmals von 2013 bis 2023 begleitet hat, erläuterte 170 Interessierten in jeweils halbstündigen Führungen das Innere des Sockels und Baugeschichte und Sanierung.

Auch in den Führungen zeigte sich, wie umstritten das Denkmal ist. 

Viele Besucher hielten es für richtig, dass diese Geschichtszeugnisse erhalten und auch gezeigt werden. Einige Besucher äußerten aber auch ihren Unmut genau darüber. Sie wären besorgt, das Denkmal könne zum Anziehungspunkt für Rechte werden.


Abbildung aus: Hamburg und seine Bauten, Hamburg 1914. Die Abbildungen zeigen das Aussehen des Denkmals vor dem Einbau des Bunkers, der 1939-1941 erfolgte.


Zu den Inschriften im Bismarckdenkmal

Ergänzend zur Führung hier noch eine weitergehende Einordnung der Inschriften.

Umfassende Abbildungen  sind hier zu finden: Bismarckdenkmal Luftschutzraum (matterport.com)


Inschriften im Bismarckdenkmal - Christoph Schwarzkopf

Mittelraum

„Das deutsche Volk, militärisch geeinigt, ist die stärkste Macht der Welt, und hat nichts zu fürchten“

1870, im Vorfeld des deutschen Angriffs auf Frankreich, meinte Bismarck:

„Wenn nicht Gott uns ungünstig und den Franzosen günstig ist, so werden wir einen französischen Angriff abschlagen und nach dem Siege nach Paris marschieren. Napoleon weiß, daß wir stark sind; deshalb behalten wir den Frieden. Ich rechne mit Zuversicht darauf. Das deutsche Volk, militärisch geeinigt, ist die größte Macht der Welt und hat nichts zu fürchten.“

(Koeppen, Georg:  Bismarck. Seine Zeit und sein Wirken, Milwaukee 1899)

Sinn der Darstellung im Mittelraum ist wohl, das Dritte Reich als Vollender Bismarckschen Wollens darzustellen - wie dies wohl Intention der gesamten Ausmalung des Bunkers ist. So wurde im zentralen Raum, der erst mit dem Einbau des Bunkers eine Öffnung erhielt - dem Bismarckzitat, das vom Familienwappen derer von Bismarck bekrönt wurde - ein Reichsadler mit Hakenkreuz gegenüber drapiert.

 

Raum 1

„Zum Volke gehören wir alle. Ich bin auch Volk“

In der Reichstagsrede vom 16. Juni 1873 versuchte Bismarck zu verdeutlichen, dass es aus seiner Sicht nicht die Regierung bzw. den Herrscher und das Volk gäbe, sondern dass alle Teil des Volkes wären:

„Volksvertreter sind alle Herren, die hier sitzen, und zum Volke gehören wir Alle, ich habe auch Volksrechte, zum Volke gehört auch Seine Majestät der Kaiser; wir Alle sind das Volk, nicht die Herren, die gewisse alte, traditionell liberal genannte und nicht immer liberal seiende Ansprüche vertreten. Das verbitte ich mir, den Namen Volk zu monopolisiren und mich davon auszuschließen“

([Bismarck, Otto von]: Ausgewählte Reden des Fürsten von Bismarck Band 2, Berlin 1881, S. 271)

 

Raum 2

„Wir Deutschen, in der Mitte Europas gelegen, müssen mehr zusammenhalten als andere Nationen. Wir müssen eins sein, wenn wir nicht verloren sein wollen.“

Nach seiner Entlassung als Reichskanzler wurde Bismarck immer wieder und von vielen Seiten regelrecht gehuldigt. So nahmen an einem Fackelzug zu seinem Geburtstag 1892 an seinem Schloss in Friedrichsruh 4000 Personen teil (S. 61). Auf einer reise dzurch Deutschland im Jahr 1891 gab es zahlreiche Kundgebungen zu seinen Ehren. In Bad Kissingen hielt er eine Rede vor 5000 Menschen. Darin stellte er die deutsche Reichseinigung aus seiner Sicht dar. Danach war der Krieg gegen Frankreich 1871 unvermeidlich und durch Frankreich heraufbeschworen.

Zur Außenpolitik führte er aus:

„Wir Deutschen, in der Mitte Europas müssen mehr zusammenhalten als alle andere Nationen. Wir müssen eins sein, wenn wir nicht verloren sein wollen.“ – auch wenn er wisse, dass das in der Innenpolitik nicht einfach sei.

(Wippermann, Karls: Politische Geschichte der Gegenwart. XXVI. Das Jahr 1892., Berlin 1893, S. 92)

 

Raum 3

„Wir sind nicht auf der Welt, um glücklich zu sein und zu genießen, sondern um unsere Schuldigkeit zu tun“

Bismarck schrieb am 26.06.1851 an seine Gattin Johanna,

„Wir sind nicht auf dieser Welt, um glücklich zu sein und zu genießen, sondern um unsre Schuldigkeit zu thun.“

(zitiert nach: https://www.bismarck-stiftung.de/otto-von-bismarck/zitate-von-otto-von-bismarck, Zugriff am 09.09.2023)

 

 Raum 4

„Die germanische Rasse ist jung, kräftig, voller Tugenden und Unternehmungsgeist. Den nordischen Völkern gehört die Zukunft.“

Eine Zuordnung dieses Zitats zu Bismarck ist bislang nicht möglich gewesen. Allerdings entspricht diese Auffassung im Blick auf Bismarcks Germanisierungspolitik in den vom Deutschen Reich beherrschten Gebieten Polens durchaus seinen Taten.

Es ist zu vermuten, dass man mit diesen Sätzen ein für das Gesamtprogramm der Anlage fehlende  Aussage Bismarck einfach ergänzt hat, ohne kenntlich zu machen, dass dies nicht von Bismarck stammt. Dem entspricht auch die Verwendung einer Symbolik, die das Hakenkreuz beinhaltet, in diesem Kontext.

 

Raum 5

„Das Leben ist Kampf in der ganzen Schöpfung. Ohne Kampf kein Leben“

Zu den Rektoren der deutschen Universitäten, die ihn wie viele andere an seinem 80. Geburtstag in Friedrichsruh besuchten, sagte Bismarck u.a.:

„Kampf ist überall, ohne Kampf kein Leben; und wollen wir weiterleben, so müssen wir auch auf weitere Kämpfe gefaßt sein.“

(Zitiert nach https://www.aphorismen.de/zitat/59025)

 

Raum 6

„Wir können durch Liebe und Wohlwollen leicht bestochen werden, vielleicht zu leicht, aber durch Drohungen ganz gewiß nicht“

Am 6. Februar 1888 hielt Bismarck eine 1 ¾ stündige Rede im Reichstag. Er warb für die Annahme einer Gesetzesvorlage zur Aufrüstung des Deutschen Reiches (Wehranleihe und Wehrgesetz) und legt dar, dass dieses zwar keinen Krieg beginnen würde, jedoch eine Position militärischer Stärke haben müsse, damit ihm kein Angriff drohen könne und der Frieden erhalten würde. Drohungen habe er in der ausländischen Presse wahrgenommen:

„Wir können durch Liebe und Wohlwollen leicht bestochen werden - vielleicht zu leicht - aber durch Drohungen ganz gewiß nicht. Wir Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts auf der Welt. Und die Gottesfurcht ist es, die uns den Frieden lieben und pflegen läßt.“

Die Schlusssätze ließ man im Bunkerzitat entfallen – sie widersprachen wohl den Intentionen der nationalsozialistischen Ausgestaltung.

(zitiert nach http://de.quotesbox.org/authors/otto-von-bismarck-83008, Zugriff am 09.09.2023)

 

Raum 7

„Der Mensch kann den Strom der Zeit nicht schaffen und nicht lenken, er kann nur auf ihm fahren und steuern“

Zu seinem Geburtstag am 01. April 1895 besuchten Hunderte Menschen das Bismarcksche Gut in Friedrichsruh. In seiner Ansprache an die Studenten der deutschen Universitäten und Technischen Hochschulen sagte er:

„Der Mensch kann den Strom der Zeit nicht schaffen und nicht lenken, er kann nur darauf hinfahren und steuern.“

(zitiert nach https://www.bismarck-stiftung.de/otto-von-bismarck/zitate-von-otto-von-bismarck, Zugriff am 09.09.2023)

 

Raum 8

„Nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse werden die großen Fragen entschieden, sondern durch Eisen und Blut“

In einem Streit zwischen einer Parlamentsmehrheit in Preußen und dem König, die eine von diesem geplante Heeresreform nicht aus dem Staatshaushalt finanzierten lassen wollte, erklärte Bismarck 1862, was auch seine Sicht auf den Parlamentarismus verdeutlicht:

„Nicht auf Preußens Liberalismus sieht Deutschland, sondern auf seine Macht; Bayern, Württemberg, Baden mögen dem Liberalismus indulgieren, darum wird ihnen doch keiner Preußens Rolle anweisen; Preußen muß seine Kraft zusammenfassen und zusammenhalten auf den günstigen Augenblick, der schon einige Male verpaßt ist; Preußens Grenzen nach den Wiener Verträgen sind zu einem gesunden Staatsleben nicht günstig; nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse werden die großen Fragen der Zeit entschieden – das ist der große Fehler von 1848 und 1849 gewesen –, sondern durch Eisen und Blut.“

(zitiert nach Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Blut_und_Eisen, Zugriff am 09.09.2023)